Das Jugendgemäßeste, was die Liberalen für uns aus dem Wahlkampf-Keller zauberten, waren zwei gelbe Tütchen mit Gummibärchen und ein 18-Promille-Kuli. Nicht etwa im abgefahrenen Ufo-Design oder mit glitzernder Anti-Rutsch-Manschette. Einfach das konservative "Ich-bin-billig!-Bitte-kaufen-Sie-1000-Stück-von-mir"-Exemplar aus dem Werbemittelkatalog für 18 Cent das Stück. Und das für das Wertvollste, was die Parteien haben: ihre Wähler! Muss man sich da nicht schämen, den Schreiberling an das maßgeschneiderte Juniorchefsakko anzuklippen? In Sachen Gummibär fragt man sich, ob die FDP wohl schon gemerkt hat, dass sie in ihren süßen Tütchen von Vertretern der roten und grünen Fraktion unterwandert worden ist? Aber egal, die Bärchen sind wohl auch nur bei den Nachwuchswählern bis Schuhgröße 35 der Bringer. Und ob die sich in zwölf Jahren noch erinnern können, wer ihnen damals den Mund verklebt hat? - FDP
CDU
Pflaster gegen die rot-grüne Sollbruchstelle, Aufkleber und Gummibärchen gab es auch hier. Aber unser besonderes Interesse erregte ein Heftchen mit der Aufschrift: "der starke Schwarze mit dem hellen Kopf". Dass es sich hierbei nicht um einen genetischen Irrtum handelt, wird schnell klar, wenn man den Inhalt des beigelegten Tütchens mit heißem Wasser übergießt. Dann entfaltet sich nämlich ein angenehmes Aroma in der Tasse und ein kräftiger Espresso ist trinkfertig. Der versprochene helle Kopf in Form einer Schaumkrone verflüchtigte sich allerdings schon binnen weniger Sekunden; übrig bleibt ein tiefschwarzer See. Zuckersüß und kräftig weckt dieser zwar die Lebensgeister, nicht ohne jedoch einen unangenehmen Nachgeschmack im Mund zu hinterlassen. Doch die CDU sorgt vor: die Pfeffis gegen Mundgeruch lauern schon am Tellerrand.
SPD
Bei unserer Nachfrage sechs Wochen vor der Wahl sah es im SPD-Hauptquartier in Punkto Wählerkampf noch ziemlich mau aus. Das Motto "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft (der Wähler)" war bis hierhin noch nicht durchgedrungen und unsere Nachfrage hinterließ verlegene Gesichter. Ja, einen Aufblaskuli hätte man und auch Kondome, aber jeweils nur einen Prototypen und den müsse man noch bei der Ausschuss-Sitzung vorzeigen. Also beglückte man uns mit einem Schulterzucken, einem Luftballon und einem "Stoppt Stoiber"-Aufkleber. Wenn es um die eigenen Argumente dünn bestellt ist, muss halt die Opposition her halten. Da kann man auch gleich noch ein bisschen von den eigenen Fehlern ablenken. Selbst der Luftballon spricht Bände: ein rotes Luftschloss, aus dem langsam die Luft entweicht. Von vollen Versprechungen bleibt nur die schlaffe Hülle.
PDS
Wahlangelhaken der PDS: in Form von knalligen Tattoos, mit denen man sich die Rothaut bis zu den Backen zukleben kann. Da muss schon viel Liebe zur sozialistischen Sache im Spiel sein, wenn man diese Bekennerbildchen eine Woche lang auf seinem größten Organ spazieren trägt. Ansonsten hält die eigens für die Jugend konzipierte "Socialist"-Kampagne jede Menge brauchbare Geschenke parat: Trillerpfeifen statt Blockflöten, T-Shirts, Kondome, Schleckbrause, Feuerzeuge und Kulis mit lockeren Sprüchen werden schon seit Beginn des Sommers unter den Wählernachwuchs gestreut, um die roten Schäfchen frühzeitig ins Trockene zu treiben. Nicht ohne Folgen - die Schlüsselbänder mit parteiischem Aufdruck markieren für die verspäteten Nachfolgewahlkämpfer: Hier wurde schon erfolgreich das Gebiet markiert!
GRÜNE
Ein wahres Paradies für Wahlgeschenk-Absahner findet sich im Bau der Grünen. Just im Moment unseres Erscheinens türmten sich dort Berge von verlockendem Gedöns, das eigentlich keiner braucht, aber jeder haben will: Mützen, Schlüsselbänder, Sonnenblumen-Anstecker, ökologisch abbaubare Papp-Kulis, Sonnencremetücher, Faltkühe und und und. Besonders beliebt und sonst auch bei keiner Partei zu finden: das trendige Schweißbändchen für das Handgelenk. Wenn beim politischen Marathon die Achseln schwitzen, muss das ja nicht zwingend zu feuchten Händen führen, gell? Auch sehr schick: der Windrad betriebene Bleistift mit Anti-Atom-Botschaft. Einmal in Gang gesetzt, malt er euch 23 Apfelbäume mit leckern Birnen aus Bodenhaltung und solar betriebenen Hühnern. Nicht schlecht, aber: will man hier vielleicht mit all den Spielereien von politischen Defiziten ablenken?

FAZIT
Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul? Beim Wahlkampf kann das gefährlich werden. Denn wer sich mit Bonbons von politischen Inhalten ablenken lässt und die Parteien nach ihren Spendierhosen beurteilt, muss nicht immer auf dem richtigen Weg sein. Also: Augen auf beim Wahlfang; aber nicht zu weit, sonst werdet ihr noch geblendet!

Euer Manu